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Reha Escola: Dark Royal 07/2021 (DE/EN)

Die Arbeit mit Korrekturpferden und Rehapferden liegt Manuel Jorge de Oliveira ganz besonders am Herzen.

In diesem Film zeigen wir drei essentielle Bestandteile dieser im höchsten Maße "Vertikalen" Arbeit im Rahmen der Reha- Escola vom Juli 2021.


Working with horses for rectification or rehabilitation horses is particularly important to Manuel Jorge de Oliveira.

In this film we show three essential components of this highly "vertical" work as part of the July 2021 rehabilitation escola.

 

  • 1.) Die Analyse des Pferdes: Das erste und wichtigste, was jeder Reiter mit seinem Pferd vornehmen muss.
  • 2.) Was es bedeutet, ein Reiter zu sein: Warum Schönheit kein Ideal ist.
  • 3.) Das Zügelmaß: Der Widerstand des Pferdes liegt in der Hand des Reiters.

 

Teil 1: Analyse

Ohne das individuelle Exterieur seines Pferdes genau zu kennen und entsprechend korrekt zu analysieren, kann keine Ausbildung und erst recht keine Korrektur eines Reha- Pferdes erfolgreich sein.

Dies ist einer der wichtigsten Grundsätze Manuel Jorge de Oliveiras und einer der deutlichsten Unterschiede zu allen anderen Reitweisen.

Daher befasst sich auch jede neue Escola de Equitação an den ersten Tagen ausschließlich und intensiv mit genau diesem Thema der korrekten Analyse. - Wohlgemerkt Analyse, nicht Beurteilung! Frei von jeder Bewertung geht es rein um die Frage, wie explizit diesem Pferd mit genau diesem Körperbau am besten geholfen werden kann und was es dabei alles individuell zu beachten gilt.

Hier im Film sehen wir im ersten Abschnitt ein Beispiel einer solchen Analyse eines Reha- Pferdes anhand des 14-jährigen Warmblutwallachs Dark Royal.

Dark Royal ist ein großes, langes Warmblut, lang im Rumpf, mit großem Abstand zwischen den Vorder- und Hinterbeinen, langer Lende und kurzem Becken. Daher ist der Abstand zwischen Reiter und Becken (als dem Zentrum für die Bewegung des Pferdes) sehr lang. Zudem hat Dark Royal einen verhältnismäßig kurzen Hals.

Mit diesen körperlichen Eigenschaften nutzt solch ein Pferd sein Becken von Natur aus gar nicht erst. Auch ist Dark Royal in seiner Vergangenheit ganz offensichtlich niemals im Beckenbereich gymnastiziert worden. Er hat nie das Becken abgekippt, um sich zu setzen und die Hanken zu beugen, sich also reell zu versammeln, sondern hat im Gegenteil die Lende nach unten und die Kruppe nach oben gedrückt. - Dadurch ist sein Becken unbeweglich festgestellt und die umgebende Muskulatur verspannt. Damit stabilisiert er seine lange Lende und seinen langen Rücken unvorteilhaft, und drückt dadurch zudem den Widerrist nach unten und den kurzen Hals gerade nach oben aus dem Rumpf heraus, womit dieser wiederum die Schultern des Pferdes blockiert.

Aus dieser Position heraus fällt es dem Pferd dann äußerst leicht, zu steigen...

So war sein Ausstieg aus seinem bisherigen Ausbildungsweg in den üblichen Methoden nahezu vorprogrammiert.

Wir müssen dazu eines verstehen:

Alles am Pferd steht im direkten Zusammenhang mit dem Becken.

Die Aufgabe des Reiters ist, dafür zu sorgen, dass das Pferd sein Becken bewegt und nutzt, das Becken also in Arbeit zu bringen, damit der gesamte Rücken zum Arbeiten kommen kann. Dadurch wird der Widerrist nach oben kommen und der Hals kann sich runden.

Die wichtigste Arbeit beginnt daher hinten im Becken und keinesfalls am Hals. Ein solches Pferd hat sozusagen gar keinen Hals, dieser muss zwingend wichtig vollkommen in Ruhe gelassen werden und darf in keinster Weise beeinflusst werden.

Das Antriebszentrum, der Motor dieses Pferdes, ist trotz seiner Größe also sehr schwach: Das Becken ist zu kurz, die Lende zu lang und damit auch der Abstand vom Reiter zum Becken zu lang. Aufgrund dieser Zusammenhänge fehlt Dark Royal die Kraft, um sich zu runden, also zu versammeln. Dadurch sind Widerstände vorprogrammiert, denn das Pferd muss sich verteidigen, es beginnt zu blockieren und sich zu wehren.

Die wichtigste Aufgabe für den Reiter lautet daher, die Hinterhand des Pferdes zu gymnastizieren. - Und dem Pferd gleichzeitig vollkommene Freiheit im Hals zu gewähren! Versucht der Reiter bereits jetzt eine "schöne" Kopf-Hals-Position zu erzeugen, wird das Pferd automatisch gezwungen, sich zu widersetzen, denn ein festgestellter oder auch nur von der Reiterhand beeinflusster Hals blockiert dem Pferd das Becken und macht es ihm damit unmöglich, die gewünschte, korrekte Arbeit zu leisten.

 

Teil 2: Reiten versus Schönheit

Im zweiten Abschnitt sehen wir die nicht nur speziell für Dark Royal wichtige Gymnastik in einer deutlich das Becken und die gesamte Hinterhand mobilisierenden Trabarbeit.

Dazu hören wir ein ernstes Wort zum Thema Reiter von Manuel Jorge de Oliveira:

Ein Reiter zu sein bedeutet nicht, schön auf dem Pferd zu sitzen, sondern die Probleme des Pferdes zu lösen! - Gerade die Pferde, die zu uns zur Rehabilitation kommen, kommen von Reitern, die schön auf dem Pferd sitzen und schöne Haltungen der Pferde bevorzugen.

Genau diese, dem allgemein anerkannten Schönheitsideal entsprechenden Reiter, bringen also die Pferde hervor, die der Korrektur und Rehabilitation bedürfen. Das dürfen wir nie vergessen.

Wer an Schönheit denkt, der reitet sein Pferd nicht korrekt.

Manuel Jorge de Oliveira sieht stets lieber einen guten Reiter, der ein (auch schwierigeres) Pferd ehrlich arbeitet, als einen Reiter, der sich auf einem Pferd mit den Schönheitsidealen beschäftigt, denn das ist letztendlich kein Reiten.

REITEN und das Ziel, "SCHÖNHEIT zu erreichen" sind grundsätzlich zwei ganz verschiedene Dinge.

 

Teil 3: Die Balance im Zügelmaß 

Zum Abschluss erläutert Manuel Jorge de Oliveira den Zusammenhang von Zügelmaß und Widerstand: Erst der anstehende Zügel veranlasst das Pferd zu Widerstand oder Widersetzlichkeit.

Als Reiter benötigen wir keinen Kontakt zum Pferdemaul im Sinne eines "Herantretens an das Gebiss", keine Spannung auf den Zügeln, keine Kontrolle durch die Hand:

Alles, was wir benötigen, ist  Balance.

Wir dürfen nicht an Kontrolle denken, wir wollen unsere Pferde nicht kontrollieren, wir wollen sie in BALANCE bringen, also müssen wir die Balance finden.

Doch wie finden wir Balance?

  • Wir lassen dem Pferd seinen natürlichen Bewegungsablauf, seine naturgegebene Gangveranlagung.
  • Wir lassen den Körper des Pferdes "sprechen". 
  • Erst nachdem das Pferd "gesprochen" hat, nimmt ein REITER die Zügel nur in dem Maße und in der Länge auf, die sein Pferd benötigt.

Das (Zügel-) Maß des Pferdes ist entscheidend, nicht das Maß, das ich gerne möchte.

Das ist der große Fehler, der oft gemacht wird: Nur das Pferd gibt das Zügelmaß vor, niemals der Wunsch des Reiters.

Und genau hier beginnt das Problem: Ein nicht dem Pferd entsprechendes Zügelmaß kreiert sofort eine Verkrampfung und Verspannung im Pferdekörper, einen Widerstand, und damit provozieren wir eine Gegenwehr, das Pferd muss sich verteidigen.

Je freier das Pferd jedoch ist, desto mehr muss es seine Balance selbst finden. Für uns Reiter ist es daher nicht die eigentliche Schwierigkeit, ein Pferd zu rehabilitieren, sondern im Anschluss daran die Rehabilitation auch zu erhalten. - Denn der Mensch hat immer die Tendenz, zu viel mit der Hand einwirken zu wollen und dann dazu zu viel Druck (sowohl von vorn, als auch von hinten) zu machen... 

  • 1.) Analysis of the horse: the first and most important thing every rider has to do with his horse. In particular and especially with horses for rectification.
  • 2.) What it means to be a rider: why beauty is not an ideal.
  • 3.) The rein measurement: the horse's resistance is in the rider's hand. 

 

Part 1: Analysis

Without knowing the individual conformation of your horse exactly and analyzing it properly, no training and certainly no correction of a rehabilitation horse can be successful.

This is one of Manuel Jorge de Oliveiras most important principles and one of the clearest differences to all other forms of riding.

Therefore, each new Escola de Equitação deals exclusively and intensively with exactly this topic of correct analysis on the first few days.

- Mind you, analysis, not judgment! Free from any evaluation, it is all about the question of how explicitly this horse with exactly this physique can best be helped and what needs to be considered individually.

In the first section of the film, we see an example of such an analysis of a rehabilitation horse using the 14-year-old warmblood gelding Dark Royal.

When analyzing his body, one thing becomes clear: his exit from his previous training path using the usual methods was almost inevitable.

There is one thing we need to understand:

Everything about the horse is directly related to the pelvis!

 

 

Part 2: Riding versus beauty

In the second section we see the gymnastics that are not only important for Dark Royal, a work at the trot that clearly mobilizes the pelvis and the entire hindquarters.

In addition, we hear a serious word on the subject of RIDERS from Manuel Jorge de Oliveira:

Being a rider isn't about sitting pretty on the horse, it's about solving the horse's problems! - Especially the horses that come to us for rehabilitation come from riders who sit nicely on the horse and prefer nice posture of the horses!

Exactly these riders, who correspond to the generally recognized ideal of beauty, produce the horses that need correction and rehabilitation... - We must never forget that! Anyone who thinks of beauty doesn't ride their horse correctly!

 

Part 3: The balance in the rein measurement 

Finally, Manuel Jorge de Oliveira explains the connection between rein measure and resistance: Only the rigid rein causes the horse to resist or be recalcitrant.

As a rider, we do not need contact with the horse's mouth in the sense of "approaching the bit", no tension on the reins, no control by hand:

All we need is balance. So we have to find balance.